Quarantäne

Was ist die „Quarantäne“?

Die Quarantäne ist eine mindestens 3-monatige Isolierung des neu erworbenen (oder kranken) Tieres mit dem Ziel eine Krankheit oder Infektion auszuschließen, zu behandeln oder die Verbreitung der Krankheit zu verhindern.
In dieser Zeit wird das Tier beobachtet und mehrfach auf verschiedene Krankheitserreger getestet. Gegebenenfalls sucht man einen reptilienkundigen Tierarzt auf. Die Unterbringung erfolgt in einem einfach zu reinigenden Gefäß, welches mit den nötigsten Einrichtungsgegenständen ausgestattet wird und ständig sauber gehalten werden muss. Die „sterile“ Unterbringung vereinfacht die etwaige Behandlung und mindert den Infektionsdruck auf der relativ kleinen Fläche. Das Tier wird während dieser Zeit möglichst wenig gestresst und soll zur Ruhe kommen.
Diese Schutzmaßnahme muss ausnahmslos bei  jedem Tier separat durchgeführt werden, sei es auch augenscheinlich gesund. Auch negative Testergebnisse von Kotproben, die bei den Vorbesitzern durchgeführt wurden, bieten keinen sicheren Schutz vor Krankheiten oder Infektionen, da einige Parasiten z.B. erst durch Stress ausbrechen können.

Was benötige ich für die Unterbringung?

*leicht zu reinigendes Gefäß (z.B. Plastik-Box SAMLA von Ikea, mind. 11l oder Glasterrarium)*
*Zewa als Bodengrund*
*Plastikdose mit Deckel als Wetbox (Eisdose/Tupperdose etwa 1l), ausgelegt mit feuchtem Zewa*
*flaches Plastikgefäß (z.B.Blumenuntersetzer oder leere Frischkäsedose) oder Höhle als Versteck (DIY:siehe Pappmaché oder Eierkarton-Höhle)*
*rauer Gegenstand als Hilfe bei der Häutung (z.B. Stein oder DIY-Höhle)*
*separate Futterpinzette*
*Einweghandschuhe für jede Handlung, die mit der Quarantänebox oder dem Tier in Verbindung steht*
*Wasser- und Calciumschale*
*Wärmespot oder Heizkabel/Heizmatte, gesteuert über Thermo Control*
*Grundbeleuchtung über Leuchtstoffröhre/Halogen keine LEDs!!!! (entfällt ggf. bei Beheizung durch Wärmespot)*

Alle verwendeten Einrichtungsgegenstände müssen einer Temperatur von 100°C über einen Zeitraum von einer Stunde standhalten (abbacken), abkochbar oder wegwerfbar und erneuerbar sein

Wie gehe ich vor?

  1. Standort wählen
    Die Quarantäne muss an einem möglichst ruhigen Ort ohne direkte Sonneneinstrahlung, nicht neben dem Fenster und nicht direkt auf dem Boden oder neben/auf vibrierenden Gegenständen (z.B. Lautsprecher) durchgeführt werden. Zum Schutz des ggf. vorhandenen bestehenden Bestandes führt man die Quarantäne räumlich getrennt durch.
  2. Box/Terrarium vorbereiten
    Falls eine Box verwendet wird, muss diese noch mit den nötigen Luftlöchern versehen werden. Hierzu kann man einen kleinen Holzbohrer oder einen Lötkolben verwenden. Die Lüftung wird so  eingebaut, dass ein „Kamineffekt“ entsteht. Dabei bohrt bzw. lötet man an zwei gegenüberliegenden Seiten der Box auf einer Seite oben und auf der anderen Seite unten sehr viele kleine Löcher. Nun wird die Technik angebracht- Beleuchtung, und Thermo Control werden nun angeschlossen und eingestellt (auf das Wärmegefälle achten! 25°C an der kühlsten Stelle, 35°C an der wärmsten Stelle und nachts eine Absenkung auf circa 22°C). Bei der Einrichtung darauf achten, dass das Wasserschälchen und die Wetbox nicht direkt auf/unter der Wärmequelle stehen. Die Höhle sollte teilweise im warmen Bereich stehen. Es kann eine zusätzliche Höhle im kälteren Bereich integriert werden.
    Anschließend bleibt alles einen Tag in Betrieb, sodass man die Temperatur, Zeitschaltuhr und Lüftung überprüfen kann (hierzu am besten ein separates Thermometer verwenden).
  3. Einzug/ Eingewöhnung
    Die Quarantänebox ist nun einzugsbereit und das Tier kann abgeholt werden. So sehr man sich auch über den neuen Mitbewohner freut, der Gecko braucht nach seiner Ankunft unbedingt Ruhe und muss erstmal ankommen. In den ersten Tagen sollte man nur das Nötigste an und in der Box machen. Nach ein paar Tagen kann man den Gecko das erste Mal versuchen zu Füttern. Eine Verweigerung des Fressens ist in der ersten Zeit nicht ungewöhnlich. Verschiedene Futtertiere, Versuche zu anderen Tageszeiten oder ein wenig Zeit bringen hier oft die Lösung. Auch Durchfall oder Auswürgen kann in den ersten Tagen nach dem Transport vorkommen. Legt sich das aber nicht oder scheint etwas mit dem Tier augenscheinlich nicht zu stimmen, sollte man schleunigst einen reptilienkundigen Tierarzt aufsuchen.
  4. Kotproben
    Nach der etwa 2-wöchigen Eingewöhnungsphase werden die ersten Kotproben gesammelt. Hierzu wird der dunkle Kot vom weißen Urinstein und anderen Verunreinigungen (z.B. Zewa-Reste) getrennt und in Kotröllchen (vom Tierarzt) oder andere kleine, dichte Behälter (z.B. gelbe Ü-Ei Kapsel) gefüllt. Die Kotproben werden am besten im Kühlschrank aufbewahrt. Unappetitlich, aber notwendig, da viele Erreger im Kot sonst nicht mehr nachgewiesen werden können. Ein extra leer geräumtes Fach in der Tür und eine alte Tupperdose trennt den Geckokot im Kühlschrank aber hervorragend von Butter und Eiern ;-)
    WICHTIG: bei mehreren Quarantäne-Tieren die Kotröllchen kennzeichnen und am Besten nochmal in einzelnen Gefrierbeuteln o.Ä. verstauen, damit kein Kot vertauscht wird oder nicht mehr zugeordnet werden kann!
    Nach weiteren 2-3 Wochen, in denen man jede Kotprobe penibel sammelt und danach den Bodengrund austauscht, können die Proben abgegeben oder verschickt und untersucht werden. Eine allgemeine Kotuntersuchung kann man beim Tierarzt durchführen, allerdings kann mit den Verfahren bei Tierarzt keine Cryptosporidien-Infektion ausgeschlossen werden.
    Um diese sehr gefährliche, hochansteckende und tödlich verlaufende Infektion auszuschließen, muss ein bestimmtes Testverfahren durchgeführt werden, das in der Art nur sehr selten angeboten wird. Es handelt sich um die PCR, die Polymerase-Kettenreaktion (englisch polymerase chain reaction), mit der nicht nur nachgewiesen werden kann, ob das Tier von Cryptosporidien befallen ist, sondern auch welcher Stamm nachgewiesen wurde (Sequenzierung). Das ist relevant, da es auch Cryptosporidienstämme gibt, die für Reptilien ungefährlich sind. Die Stämme C. serpentis und C. saurophilum (C. varanii) sind gefährlich für Reptilien.  Das PCR- Verfahren ist sehr zuverlässig und wird an der Veterinärmedizinischen Universität Wien durchgeführt. Durch die anschließende Sequenzierung kann ein falsch-positiver Untersuchungsbefund, wie er bei anderen Testverfahren vorkommen kann, ausgeschlossen werden.
    Die Kotproben werden nun in einem gepolsterten Umschlag verstaut. Dieses Formular der  vet. med. Uni Wien anforderung2302015_EP.pdf (4420523)   muss im Vorfeld ausgefüllt und beigelegt werden.
    Dazu müssen auf der ersten Seite des Zuweisungsformulares die Felder ZUSENDER, BESITZER, TIERART ( x Andere: Reptil), RASSE: Leopardgecko, NAME, GESCHLECHT, ALTER, PROBENMATERIAL: x KOT , sowie die Felder zur Befundübermittlung und Verrechnung ausgefüllt werden. Ein Feld für die Untersuchung auf Cryptosporidien gibt es nicht, dazu muss unten rechts unter dem Feld WEITERE ANGABEN folgendes stehen: "PCR auf Cryptosporidien gewünscht. Bei positivem Befund bitte Sequenzierung durchführen".
    Auf der zweiten Seite des Formulares wird das Feld FLOTATION,kOTUNTERSUCHUNG EINSCHL. DARMPROTOZOEN angekreuzt. Der gut verschlossene Umschlag wird nun nach Österreich an folgende Adresse verschickt:

    Institut für Parasitologie
    Department für Pathobiologie
    Veterinärmedizinische Universität Wien
    Veterinärplatz 1
    Austria-1210 Wien


    Der Befund der Folatation lässt meistens nicht lange auf sich warten. 1-2 Werktage und man hat das Ergbnis. Da die PCR etwas aufwändiger ist und das Verfahren immer nur am Anfang der Woche durchgeführt wird, kann es auch mal etwas länger dauern, bis der Befund übermittelt wird.
    Während der nächsten Wochen werden weiterhin Kotproben der Tiere gesammelt, die nach etwa 4 Wochen und dann nach wieder 4 Wochen abermals eingeschickt werden. Beim 2. und 3. Mal lässt man aber die Foltation weg, wenn diese beim 1. mal negativ verlief und schickt die Proben direkt an das Institut, welches die PCRs durchführt:

    Institut für Pathologie und Gerichtliche Veterinärmedizin
    Veterinärmedizinische Universität Wien
    Veterinärplatz 1
    Austria-1210 Wien

     
  5. Behandlung
    MIt einem positiven Befund, sei es die Flotation oder die PCR, sollte man in jedem Fall Rücksprache mit einem reptilienkundigen Tierarzt halten. Dazu den Befund, dasTier und ggf eine weitere Kotprobe mit zum Arzt nehmen. Der Gecko wird für den Transport in eine mit Zewa ausgelegte Heimchendose gesetzt, welche in eine Styroporbox gestellt wird, bei niedrigen Temperaturen am besten einen gut verschlossenen Gefrierbeutel mit warmem Wasser (nicht heiß!!!!) mit hineinlegen und die Styroporbox mit Zeitungspapier auffüllen.
    Wie die Behandlung aussieht wird dann der Tierarzt vor Ort entscheiden.
    Auch während der Behandlung z.B. von Würmern (Oxyuren) muss unbedigt stark auf Hygiene geachtet werden!
    Nach der Gabe der Wurmkur muss die Box entweder erneuert oder grundgereinigt werden. Das heißt, alle Einrichtungsgegenstände für eine Stunde auf 100° erhitzen (Backofen) und die Box mehrmals mit kochend heißem Wasser und Essig ausspülen. Bei mangelnder Hygiene hilft keine Wurmkur der Welt, da sich das Tier immer wieder an eigenem Kot reinfizieren kann.